Zum Jahresende nutzen wir oft die Gelegenheit, Rückblick zu halten. Das was gelungen ist, erfüllt uns dabei mit Freude, zuweilen mit Stolz und vermittelt Zuversicht darin, anstehende Anforderungen meistern zu können. Gute Voraussetzungen, den Aufbruch zu wagen und gestärkt zu neuen Ufern aufzubrechen.
Sicher schauen wir aber auch auf das, was wir nicht angegangen sind, versäumt haben. Unliebsame Gewohnheiten, die uns blockieren, möchten wir abstreifen und üben uns in guten Vorsätzen.
Doch wie wäre es, wenn uns das, was uns stets an- und umtreibt – dem unablässigen Mach-Modus -einfach mal zu entsagen. In einen Modus ohne gute Vorsätze zu schalten, sich langsam und mit viel Müßiggang dem hinzugeben, was sich gerade entfalten will. Ganz ohne Vorsatz, ohne Druck, dafür mit viel Raum für bisher nicht Gedachtes, Erspürtes und Erlebtes; für das, was sich durch Zeit und Hingabe ans Nichtstun Raum verschaffen will. Das, was dadurch erwächst, ist bereits unmittelbares Erleben und weit mehr als ein guter Vorsatz.
Dem Mach-Modus mal zu entfliehen, was für eine Wohltat für Körper, Geist und Seele. Genau darin liegt die Chance, neue Erfahrungen zu machen und den Horizont zu erweitern, ganz ohne Druck der ewig guten Vorsätze, die oft im Nichts Verlaufen und nicht selten nur Enttäuschung und schalen Nachgeschmack hinterlassen.
Müßiggang ist eben nicht aller Laster Anfang, sondern eine Quelle, aus der sich neue Kraft und Energie schöpfen lässt.
Ich habe mich oft gefragt, ob nicht gerade die Tage,
die wir gezwungen sind müßig zu sein,
diejenigen sind, die wir in tiefster Tätigkeit verbringen?
Ob nicht unser Handeln selbst, wenn es später kommt,
nur der letzte Nachklang einer großen Bewegung ist,
die in untätigen Tagen in uns geschieht?
Jedenfalls ist es sehr wichtig, mit Vertrauen müßig zu sein,
mit Hingabe, womöglich mit Freude.“
Rainer Maria Rilke