Herzlich Willkommen in 2023

– und wie gelingt das eigentlich mit den guten Vorsätzen….

Bricht der erste Morgen des neuen Jahres an,
so erscheint der Himmel nicht anders als am Tage zuvor, aber doch ist einem seltsam frisch zumute.

Yoshida Kenkō

 

Genau in dieser beschriebenen Stimmung wollen wir den Jahreswechsel häufig nutzen, um unliebsame Gewohnheiten zu ändern. Doch gute Vorsätze tatsächlich in die Tat umzusetzen fällt uns allen schwer. Kein Wunder – jahrelang gut gepflegte Verhaltensmuster, und seien sie noch so störend, lassen sich nicht so einfach über Bord werfen. Ein neues Schiff allein hilft da wenig.

 

Was kann uns dabei unterstützen gewohnte Verhaltensweisen langfristig zu ändern?

Eine Verhaltensänderung braucht Zeit und gelingt umso besser, je mehr der Wunsch danach mit positiven Gefühlen verknüpft ist. Je attraktiver das gewählte Ziel, das Lust und Vorfreude darauf macht, dieses zu erreichen, desto motivierter gehen wir die Sache an. Besonders hilfreich ist, wenn wir das formulierte Ziel mit lebendigen Vorstellungen darüber verbinden, worauf wir uns freuen, wenn der Plan Wirklichkeit geworden ist. Dies kann in kritischen Phasen sehr unterstützend wirken, den gefassten Vorsatz nicht aus dem Blick zu verlieren.

Es braucht mehr als Absichtserklärungen

Das, was wir erreichen wollen braucht eine konkrete Beschreibung dessen, was wir genau tun wollen, um unser Ziel zu erreichen. „Mehr Zeit für mich“, „weniger Medien“ ist eher zu ungenau und vage formuliert und schnell versandet der gefasste Vorsatz wieder. Es hilft, genau zu beschreiben, wie häufig wir etwas innerhalb eines definierten Zeitraums mehr oder weniger tun möchten.

Gute Planung im Vorfeld

Dazu gehört neben Überlegungen zu den erforderlichen Voraussetzungen auch die Auseinandersetzung damit, welche Stolperfallen und Hindernisse auf dem Weg der Umsetzung auftreten und wie diese überwunden werden können. Und ohne Frage gehören zum Prozess der Verhaltensänderung auch die Ausnahmen dazu, die uns wieder ein Stück wegbringen von unserem Vorhaben. Sich auch damit mental auseinanderzusetzen unterstützt uns dabei, dass Rückfälle in alt bekannte Verhaltensmuster nicht gleich dazu führen, sich vom guten Vorsatz komplett zu verabschieden.

Und dann gibt es da noch den „inneren Schweinehund“

Neben äußeren Schwierigkeiten, gibt es da auch innere Widerstände, die das Umsetzen guter Vorsätze behindern können. Gerne dann, wenn das aktive Tun mit unangenehmen Gefühlen oder großer Anstrengung verbunden ist und Überwindung erfordert. Dann behindert uns unser „innere Schweinehund“ mit allerlei fadenscheinigen Ausreden und macht uns glauben, anderes sei wichtiger und sät Zweifel. „Na gut, dann lass ich es halt, klappt eh nicht“. Was also tun mit dem Saboteur? Er verschafft sich insbesondere dann gerne Raum, wenn wir unser Vorhaben nach sehr rigiden Handlungsplänen ausrichten. Einfacher kommen wir daher mit ihm aus, wenn wir Ausnahmen auch mal zulassen. Das macht das Zusammenleben mit unseren inneren Widerständen deutlich entspannter.

Sich Unterstützung holen

Sich Unterstützungsmöglichkeiten im sozialen Umfeld zu suchen und zu nutzen ist hilfreich.  Durch andere für das eigene Vorhaben ermutigt zu werden, Rücksichtnahme oder auch organisatorische Unterstützung können die Umsetzung unseres guten Vorsatzes beflügeln und weitertragen. Gemeinsam schaffen wir mehr und jede*r einzelne kommt dadurch weiter.

Nichts motiviert uns mehr als das Erfolgserlebnis

Sind die ersten Schritte unternommen, gilt es unsere Wahrnehmung gezielt auf das zu richten, was gelungen ist und was wir schon erreicht haben. Das motiviert uns dran zu bleiben und bestärkt uns darin, auch zukünftig herausfordernde Situationen meistern zu können und gute Vorsätze tatsächlich in die Tat umzusetzen.

Jede Verhaltensänderung stellt uns immer aufs Neue vor große Herausforderungen, die Zeit, Geduld, Unterstützung und einen freundlichen Umgang mit uns selbst erfordern. Der Beginn eines neuen Jahres kann dafür vielleicht den Startschuss geben, mehr sollte man Neujahr mit einer Laufzeit von 24 Stunden nicht zumuten und ein bisschen Gnade walten lassen! 😊

….und vor allem sich loben und belohnen für jeden kleinen Schritt, den man erreicht hat.

Pause von den Wellen der Informationsflut

Die Zeit der Pandemie hat uns in den vergangenen beiden Jahren ziemlich viel abverlangt und immer wieder wellenförmig erfasst – von der sich ankündigenden, der im Höhepunkt erreichten, der gebrochenen und der darauffolgenden Welle. Die Wellen sind mit Verlusten und auf vielen unterschiedlichen Ebenen mit großen Herausforderungen verbunden. Um sie zu durchstehen und ihnen etwas entgegen zu setzen braucht es den Mut sie an zu nehmen und die Zuversicht sie zu überwinden. Im besten Fall möge daraus für Alle und alle nachfolgenden Generationen etwas Besseres entstehen.

Und mitten in den Pandemie-Wellen bricht sich die nächste Welle Bahn. Nachrichten von einem Krieg in Europa, von Geschehnissen, von denen wir glaubten, sie schon lange überwunden zu haben. „Kommt endlich zur Vernunft – Nie wieder Krieg“, so lautete der 2017 in einem Buch veröffentlichte Appell von Michail Gorbatschow. Die auf seinen Einsatz hin überwunden geglaubte Bedrohung des atomaren Wettrüstens und einen damit möglichen verbundenen Atomkrieg in Europa ist heute möglicherweise aktueller denn je. Eine weitere Welle, die Unsicherheit schürt, viele Fragen aufwirft, keine Antworten gibt und uns ratlos zurücklässt.

Aus jeder heftigen Welle, die uns mitreißt, tauchen wir erst mal orientierungslos auf und werfen uns zuweilen ängstlich und erschöpft in den Sand. Erst mal Pause, um von den Wellen der Informationsflut nicht fortgetragen zu werden. Wenn die schlechten Nachrichten nicht abreißen, gilt es bewusste Informationspausen einzulegen und sich für das Gewahr werden des gegenwärtigen Moments zu entscheiden. Einfach präsent und achtsam mit uns selbst zu sein. Eine wichtige Ressource, um der Nachrichtenflut, die immer wieder über uns hereinbricht nicht hilflos ausgeliefert zu sein.

 

„Übermäßiger Medienkonsum in Krisen überfordert das Gehirn,
sodass wir als Folge schlechter informiert sind,
als wenn wir weniger Nachrichten konsumieren. Es gilt zu fragen:
Was ist mir wichtig? Wo möchte ich in meinem Leben hin?
Und dann zum Beispiel eine Liste zu schreiben.
Das kreiert einen neuen Zustand.
Die Gegenspielerin der Hilflosigkeit ist die Selbstwirksamkeit.“

Maren Urner, Neurowissenschaftlerin und Autorin:
„Raus aus der ewigen Dauerkrise“

Müßig sein mit Hingabe

Zum Jahresende nutzen wir oft die Gelegenheit, Rückblick zu halten. Das was gelungen ist, erfüllt uns dabei mit Freude, zuweilen mit Stolz und vermittelt Zuversicht darin, anstehende Anforderungen meistern zu können. Gute Voraussetzungen, den Aufbruch zu wagen und gestärkt zu neuen Ufern aufzubrechen.

Sicher schauen wir aber auch auf das, was wir nicht angegangen sind, versäumt haben. Unliebsame Gewohnheiten, die uns blockieren, möchten wir abstreifen und üben uns in guten Vorsätzen.

Doch wie wäre es, wenn uns das, was uns stets an- und umtreibt – dem unablässigen Mach-Modus -einfach mal zu entsagen. In einen Modus ohne gute Vorsätze zu schalten, sich langsam und mit viel Müßiggang dem hinzugeben, was sich gerade entfalten will. Ganz ohne Vorsatz, ohne Druck, dafür mit viel Raum für bisher nicht Gedachtes, Erspürtes und Erlebtes; für das, was sich durch Zeit und Hingabe ans Nichtstun Raum verschaffen will. Das, was dadurch erwächst, ist bereits unmittelbares Erleben und weit mehr als ein guter Vorsatz.

Dem Mach-Modus mal zu entfliehen, was für eine Wohltat für Körper, Geist und Seele. Genau darin liegt die Chance, neue Erfahrungen zu machen und den Horizont zu erweitern, ganz ohne Druck der ewig guten Vorsätze, die oft im Nichts Verlaufen und nicht selten nur Enttäuschung und schalen Nachgeschmack hinterlassen.

Müßiggang ist eben nicht aller Laster Anfang, sondern eine Quelle, aus der sich neue Kraft und Energie schöpfen lässt.

 

Ich habe mich oft gefragt, ob nicht gerade die Tage,
die wir gezwungen sind müßig zu sein,
diejenigen sind, die wir in tiefster Tätigkeit verbringen?
Ob nicht unser Handeln selbst, wenn es später kommt,
nur der letzte Nachklang einer großen Bewegung ist,
die in untätigen Tagen in uns geschieht?
Jedenfalls ist es sehr wichtig, mit Vertrauen müßig zu sein,
mit Hingabe, womöglich mit Freude.“
Rainer Maria Rilke

 

Hinaus ins Freie

„Blicke in die Natur und beruhige Dein Gemüt“, so fasste Beethoven den Erholungseffekt eines Aufenthaltes im Grünen zusammen. Natureindrücke bieten über eine Vielfalt von Formen und Farben, an Gerüchen und Geräuschen, von Empfindungen und Wahrnehmungen sowie motorischen Anregungen jede Menge Stimuli, die ein immenses Entspannungspotential in sich tragen. Nicht umsonst sprechen wir davon, dass uns die Natur erdet und der Spaziergang durch Wald, Feld, Flur und Wiese eine Wohltat für Körper, Geist und Seele ist. Ein echter Stimmungsaufheller, den wir jeden Tag ganz spontan nutzen oder noch besser in unseren Alltag einbauen können, ohne dass es hierfür etwas Besonderes benötigt. Bewegung in der Natur bringt etwas in Gang und bietet viele Impulse, Abstand zu dem zu nehmen, was uns belastet,  sich wieder mehr Klarheit über Dinge zu verschaffen, die sich im Kreis drehen und neue Ideen zu gewinnen. Das Wandeln, Walken, Wandern durch die Natur beschert uns die nötige Ruhe vom oftmals hektischen Alltag. Also, auf auf hinaus ins Freie und sich Zeit nehmen für den Genuss frischer Luft, bewusst einen Fuß vor den anderen zu setzen und die Energiereserven aufzufüllen.  Und wie fängt man damit am besten an? Einfach losgehen und das, was uns stresst erst mal hinter sich lassen. Sicher kommt der Stress wieder zurück, aber  erst mal macht er gemeinsam mit uns Pause und wir fühlen uns vielleicht nicht mehr so überrumpelt.

 

„Ich habe mir meine besten Gedanken ergangen und
kenne keinen Kummer, den man nicht weggehen kann.“
Søren Kierkegaard, dänischer Philosoph, Theologe und Schriftsteller, 1813 – 1855

Was lehrt uns die Krise?

Während einer Krise sehnen wir uns im Wesentlichen danach, dass Sie baldmöglichst vorbei sein möge. Im Rückblick nehmen wir aber auch durchaus Erkenntnisgewinne wahr, die uns dazu verhelfen, mehr Spielarten unseres Denkens und Handelns zuzulassen. Neue Perspektiven und Sichtweisen zu entwickeln, die uns möglicherweise vor weiteren Krisen schützen. Krise als Schutzfaktor?  Die Krise sagt uns „So geht´s nicht weiter“ und ist zugleich eine Aufforderung nach Umgestaltung, an deren Beginn zunächst eine veränderte Sicht auf die Dinge, ein Wechsel der Perspektive steht. Z.B. lässt sich der Krise möglicherweise auch was Gutes abgewinnen, wo liegt im Negativen das Positive?

Unser gegenwärtiges Zeitalter ist sehr stark geprägt von Leistungsprinzipien und dem Rausch nach höher, weiter, schneller. Wir definieren unseren Wert als Mensch im Wesentlichen über Leistung und, dass wir möglichst störungsfrei funktionieren, immer das Optimum abrufen können. Aber im Moment knirscht es im Getriebe. Die Pandemie verdonnert uns zum Stillstand. Wir treten auf der Stelle, kommen nicht voran. Don Quichote lässt grüßen. Und Corona lenkt den Blick darauf, was alles nicht funktioniert.  Der Stillstand bietet daher auch Gelegenheit inne zu halten und zu schauen, was macht uns als Mensch aus, um uns von der einseitigen Fixierung „Ich bin nur was wert, wenn ich was leiste“ freizumachen, hin zu „Ich darf sein und bin was wert, ohne was leisten zu müssen.“ In diesem Sinne bieten Krisen immer wieder die Chance, andere Blickwinkel einzunehmen, die Selbstakzeptanz und persönliches Wachstum fördern. Und schließlich kann auch ein humorvoller Ansatz für die dahinter, tiefer liegende Frage, was der wirkliche Sinn vom Sein ist, ganz neue Sichtweisen eröffnen……

„Für manche ist Fragen zu stellen sowas wie‘ n Fetisch
Beine übereinander geschlagen sitzend am Teetisch
Rein philosophisch das Ganze und Große
Ist die Erde ein Knödel und wir sind die Soße
Aber was ist der wirkliche Sinn vom Sein
Ist überhaupt einer da oder gibt es gar keinen
Und was wäre wenn und wie kämen wir damit klar
Wenn wir einfach nur hier sind und irgendwann sind wir nicht mehr da“

Auszug aus dem Lied „Warum sind wir hier?“
von der Acapella-Gruppe „Ganz schön feist“

November-Tristesse-Corona

Zum ganz normalen Novemberblues gesellt sich nun auch noch Corona und sorgt mit vielfältigen Belastungen für schlechte Stimmung. Es machen sich zunehmend mehr Sorgen breit, wie man unbeschadet mit all den Einschränkungen und Kontaktbeschränkungen bis zum Frühjahr durchhält. Dabei spielt gute Selbstfürsorge eine wichtige Rolle! Bewegung, Gespräche, die Wahrnehmung von Bedürfnissen, denen wir in dieser  Zeit eher unbesorgt nachgehen können. All das braucht es, um gut durch den sorgenvollen Corona-Winter zu kommen. Rausgehen in die Natur, in den Wald durch Feld und Flur streifen, bewusst frische Luft tanken, Wind und Sonne im Gesicht spüren  mit allen Sinne die Vielfalt der Umgebung wahrnehmen. Das kann helfen aus Gedankenkreisen, die sich immer wieder um das gleiche Problem ohne Lösung drehen, auszusteigen und einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Auch einen Fuß vor den anderen zu setzen tut seine Wirkung. Sinnbildlich macht man sich auf den Weg, tut Körper, Geist und Seele etwas Gutes und kommt voran, vielleicht zunächst noch ohne bestimmtes Ziel, aber dafür mit neuen Impulsen. Die Zeit in der Natur bietet uns auch die Möglichkeit ganz coronakonform gemeinsam unterwegs zu sein. Auch der Austausch mit anderen, uns wichtigen Menschen, ist bedeutsam. Wir können unsere Sorgen teilen. Gespräche mit Freunden können uns neue Sichtweisen eröffnen.

Sich verkriechen ist keine Option. Dies zurrt den Kreis immer enger und irgendwann tut sich ein Loch auf. Wenn man hinein fällt, braucht es einige Zeit, um wieder herauszukommen Deshalb ist es wichtig, die Anzeichen für schlechte Stimmung wahr und ernst zu nehmen. Energie tanken anstatt sich weiter zu verausgaben; mehr Kür als Pflicht und vor allem eine Akzeptanz dafür zu entwickeln, dass die Dinge so sind, wie sie sind, anstatt ständig dagegen anzukämpfen. Das kostet Kraft, über die man genau dann gar nicht mehr verfügt.  Deshalb gilt es die Energiespeicher aufzufüllen mit allem, woran man, wenn  auch nur einen kleinen Funken, Freude hat. Der Funke hat dann die Chance, in die Richtung überzuspringen, die die Selbstheilungskräfte fördert.